„Wir müssen schon bald mit lokalen Ausbrüchen in Deutschland rechnen“
Wo welche Stechmückenarten verbreitet sind, bildet ein Werk namens Mückenatlas ab. Einst für heimische Mücken entwickelt, tauchen dort mittlerweile auch invasive Arten wie die Asiatische Tigermücke auf. Daten der Europäischen Gesundheitsbehörde zeigen, dass sich das schwarz-weiße Insekt in Deutschland stark ausbreitet. Tigermücken übertragen Viruserkrankungen wie Chikungunya, Dengue, Zika oder das West-Nil-Virus.
„Wir müssen schon bald mit lokalen Ausbrüchen in Deutschland rechnen, die nicht in Verbindung mit einer Reise sehen“, sagt Hendrik Wilking, stellvertretender Leiter des Fachgebiets Gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen am Robert-Koch-Institut (RKI). Je mehr Stechmücken herumschwirrten, die als Überträger von West-Nil oder Chikungunya infrage kommen, desto häufiger könnten solche Krankheiten in Europa auftreten, erklärt der Experte auf einer Pressekonferenz des Science Mediacenters.
Vergangene Woche hat die Ständige Impfkommission erstmals eine Impfempfehlung gegen Chikungunya ausgegeben. Auslöser war ein Fall in Frankreich, bei dem sich ein Mensch nahe der deutschen Grenze mit der Tropenkrankheit angesteckt hatte. Das Besondere: die infizierte Person war zuvor nicht in einem Risikogebiete wie Indonesien, Nigeria oder Kolumbien unterwegs.
Laut Stiko sollten nun Kinder ab zwölf Jahren, die in ein Gebiet mit aktuellem Ausbruch wie dem Elsass reisen, mit einem der beiden verfügbaren Impfstoffe immunisiert werden. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen und Senioren wird zur Impfung geraten; sie haben ein höheres Risiko für schwere Verläufe. In Deutschland meldet das RKI schon jetzt verhältnismäßig viele Fälle von Chikungunya, in der Regel haben sich die Betroffenen aber auf Reisen infiziert – die Urlaubs- und Stechmückensaison beginnt hierzulande aber erst.
Epidemiologe Wilking gibt aber erst einmal Entwarnung: „Im Süden von Europa wird es keine endemischen Gebiete geben.“ Tigermücken hätten hierzulande noch keine Krankheiten übertragen, die Populationen seien lokal und die Infektionsquellen überschaubar. Lokale Impfempfehlungen wie bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) seien in Zukunft dennoch denkbar.
Wie ist die Situation in Deutschland?
Weil die Temperaturen in Europa durch den Klimawandel steigen, siedeln sich invasive Arten wie die asiatische Tigermücke auch in Deutschland vermehrt an. „Die tropische Mücke mag Wärme, in Deutschland wird die Art vor allem über den Fernverkehr mit dem Auto aus Südeuropa eingeschleppt“, erklärt Helge Kampen, Laborleiter am Institut für Infektionsmedizin am Friedrich-Loeffler-Institut.
Auf diesem Weg gelangen die Weibchen über die Autobahnen hierher, etwa bis an den Oberrhein. Zunehmend gelingt es den Mücken dort Populationen aufzubauen. Und auch die Viren in der Mücke entwickeln sich bei höheren Gradzahlen schneller und können schneller übertragen werden. Fachleute betonen, dass die Menschen sich vor allem selbst schützen können. Und zwar genauso wie vor Stichen der heimischen Mückenarten: mit Spray und Kleidung.
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